Nachdem die Hirten Jesus an der Krippe besucht hatten, saßen sie noch lange am Feuer zusammen. Es war eine kalte Nacht, alle rückten zusammen, aber alle schwiegen. Das Kind, der Engel, der Stern- all das hatte sie so beeindruckt, dass sie keine Worte dafür fanden.
Irgendwann brach aber doch einer das Schweigen und sagte:“ Ich kenne solche Nächte, die kalt und furchtbar dunkel sind. Und immer waren mir dann die Sterne wie kleine Löcher in einer dunklen warmen Decke, durch die das Licht des Himmels schien und mich gewärmt hat. Ich glaube, Jesus ist auch so ein Stern. Aber viel größer, heller und näher. Irgendwie ist er wie das Licht selbst.“ Niemand antwortete ihm, alle dachte darüber nach, was der Hirte gesagt hatte.
Der Jüngste von Ihnen starrte in das Feuer und spielte dabei mit einigen Strohhalmen herum, die er zusammenflocht und in immer neue Muster brachte. „Was machst du denn da?“ fragte einer der anderen.
Etwas verlegen antwortete er:“ Als wir heute an der Krippe waren und die Weisen dem Kind so viele teure Geschenke mitbrachten, da dachte ich: Ich würde ihm so gerne auch etwas schenken, aber ich habe nichts als das, was ich am Leib trage. Die paar Strohhalme habe ich als Erinnerung von der Krippe mitgenommen, und als eben die Rede davon war, dass Jesus das Licht ist, habe ich angefangen, daraus einen Stern zu basteln. Den möchte ich ihm gerne schenken!“
Das fanden die anderen Hirten eine wunderbare Idee. Gleich am nächsten Abend machte sie sich wieder auf den Weg zum Stall. Als sie dort ankamen, war aber die Krippe leer und auch sonst niemand da. Enttäuscht und traurig setzten sie sich nieder. Doch plötzlich fühlten sie eine große Wärme im Herzen und begannen, es dem Jüngsten gleichzutun: Aus dem Stroh in der Krippe flochten sie Sterne und nahmen sie mit sich. Und sie trugen sie zu allen Menschen, die sie kannten und die Ihnen unterwegs begegneten. „Im Dunkel scheint ein neues Licht. Gott liebt die Menschen!“ sagten sie dann. „Er hat seinen Sohn auf die Erde gesandt. Ab heute gilt
ein neues Gesetz: Liebe soll herrschen statt Macht, Schwäche und Zärtlichkeit statt Kraft und Härte, Verschenken statt Besitzen. Und Armut ist mehr als Reichtum.“
Und so kommt es, dass noch heute Strohsterne am Weihnachtsbaum hängen und manchmal auch von Generation zu Generation weitergegeben werden. Wenn Dir jemand einen solchen Stern schenkt, gib gut auf ihn acht. Denk daran, er wurde aus Liebe geflochten - damals an der Krippe von den Hirten wie heute.
nacherzählt von Marlene Fritsch