Fastenzeit-Impuls #28 - Fasten à la Benedikt

Der heilige Benedikt von Nursia (480 – 547 n.Chr.) schreibt in seine Mönchsregel auch ein Kapitel über die Fastenzeit (Kap 49). Es enthält einige Überraschungen, die man bei „asketischen“  Mönchen gar nicht erwartet. Benedikt schreibt.

 

„Wir raten, dass wir wenigstens in diesen Tagen der Fastenzeit in aller Lauterkeit auf unser Leben achten und gemeinsam in diesen heiligen Tagen die früheren Nachlässigkeiten tilgen. Das geschieht dann in rechter Weise, wenn wir uns vor allen Fehlern hüten und uns um das Gebet unter Tränen, um die Lesung, die Reue des Herzens und um Verzicht mühen.“

 

Fasten ist für Benedikt also nicht in erster Linie Verzicht, sondern er setzt bei den persönlichen Gewohnheiten und Nachlässigkeiten an. Das kann uns davor bewahren, Fasten als „Sport“ zu betrachten und damit wieder von uns selbst abzulenken. Nein, Fasten beginnt bei mir und den kleinen faulen Kompromissen meines Alltags

„So möge jeder über das ihm zugewiesene Maß hinaus aus eigenem Willen in der Freude des Heiligen Geistes Gott etwas darbringen; er entziehe seinem Leib etwas an Speise, Trank und Schlaf und verzichte auf Geschwätz und Albernheiten. Mit geistlicher Sehnsucht und Freude erwarte er das heilige Osterfest.“

 

Es soll auf „Etwas“ und nicht Alles (was angenehm ist) verzichtet werden. Das ist einerseits sehr menschlich, weil so das Stück Schokolade als Nervennahrung in einer bestimmten Situation doch möglich ist, andererseits ist es schwer, sich selbst ein Maß zu setzen. Wirklich nur ein Stück Schokolade am Tag zu essen und nicht noch das daneben „mitzunehmen“ ist schwieriger, als Schokolade ganz aus dem Haushalt zu verbannen.    

 

„Was aber der einzelne als Opfer bringen will, unterbreite er seinem Abt. Es geschehe mit seinem Gebet und seiner Einwilligung; denn was ohne Erlaubnis des geistlichen Vaters geschieht, wird einmal als Anmaßung und eitle Ehrsucht gelten und nicht belohnt. Also werde alles mit Einwilligung des Abtes getan.“

 

Man fastet am besten nicht alleine, weil man von niemandem listiger betrogen wird als von sich selber. Vor den beiden Feinden des Fastens, dem Rigorismus und dem  „Laissez-faire“ bewahrt uns am besten ein Blick von außen. Der könnte von einer guten Freundin oder Freund kommen, aber auch vom Priester im Beichtgespräch.

 

Hanns-Jörg Meiller