Der Apostel Matthias ist Nachrücker.
So dokumentiert es die Apostelgeschichte
gleich im ersten Kapitel.
Wer des weiteren zur Wahl stand, ist nicht überliefert.
Lediglich die Notiz:
„Das Los fiel auf Matthias.“
Irgendwie deprimierend für den Gewählten:
Nicht nur Nachrücker,
sondern Nachrücker durch Zufallsentscheid
und dann auch noch Nachrücker für einen,
der einen dunklen Schatten auf die Apostel geworfen hatte:
Judas Iskariot,
Jesu Verräter.
In die Fußstapfen eines anderen zu treten,
wird gewöhnlich andersherum verstanden:
jemanden abzulösen, der Großes geleistet hat.
Hier ist es umgekehrt:
Wiedergutmachung – sofern möglich.
Einer, dem vieles abverlangt wird,
dessen Zeugnis in Haftung genommen wird
für vorige Misswirtschaft.
Wie sagt man heute bei Kirchenbelangen:
„verlorenes Vertrauen wiedergewinnen“.
Ich beneide ihn nicht,
den hl. Matthias.
Und ich beneide ihn doch.
Er ist gewiss kein Karrieretyp,
sonst wäre er nicht zweite Wahl,
aber er hat das Zeug,
dem Evangelium Jesu wieder zu Glanz zu verhelfen.
Matthias,
du Patron der Nachrücker,
Patron derer, die nicht bei den Ersten,
sondern zweite Wahl sind,
bitte für uns!
Joachim Metzner