Die Wurzeln des Maifeiertages liegen im 19. Jahrhundert. Der 1. Mai 1886 war gewissermaßen der Zündfunke: Als Reaktion auf die Folgen der Industrialisierung kam es zu Massenstreiks, mit denen Arbeiter in den Produktionszentren Nordamerikas ihre Rechte einforderten.
Es wundert nicht, dass fünf Jahre später, 1891, Papst Leo XIII. die berühmte Enzyklika Rerum Novarum veröffentlichte, die zum Grundpfeiler der katholischen Soziallehre wurde. Für unsere Region ist der Mainzer „Arbeiterbischof“ Wilhelm Emmanuel von Ketteler (1811-1877) als Förderer einer christlichen Gesellschaftethik zu nennen wie auch sein Studienfreund Adolph Kolping (1813-1865). Die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) und das Kolpingwerk gehen auf die Beiden zurück.
Papst Pius XII. schließlich hat die Anliegen der katholischen Soziallehre mit der Liturgie verknüpft: Der hl. Josef, der Arbeiter, wird am 1. Mai gefeiert.
An Aktualität hat sein Gedenken und haben „Kolping und Co“ nicht verloren. Es braucht keine Ökonomen, um das große Darben der Wirtschaft und des Arbeitslebens wahrzunehmen, welches die Coronakrise auslöst. Ungezählte Firmen haben Kurzarbeit angemeldet. Freiberufler, Künstler sowie kleine, mittlere und große Unternehmen stehen vor der Frage, wie sie wirtschaftlich überleben sollen. Es wird enorme Kreativität und gewaltige Anstrengungen brauchen, um die langfristigen Schäden zu minimieren und damit den Menschen Lohn und Brot zu sichern.
Die Christen sind aufs Neue herausgefordert, geist- und phantasiereich ihre wortwörtliche Not-Wendigkeit einzubringen: aus ihrem Christusglauben heraus in der Not wendig zu sein, inspirierend für das Miteinander der Menschen.
Joachim Metzner