Impuls #35: Gottes Atem

Jesus trat in die Mitte der Jünger und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! (vgl. Joh 20,19-22)

 

Wer in diesen Tagen andere anhaucht oder anhustet,

riskiert ein Bußgeld.

In Coronazeiten gehen wir auf Abstand,

um mögliche Infektionsketten zu unterbrechen.

Dem Evangelisten Johannes liegt der Gedanke einer Infektion fern.

Vielmehr identifiziert er das Anhauchen der Jünger durch Jesus

mit Gottes Geist, der schon am Schöpfungsmorgen

„über dem Wasser schwebte“ (Gen 1,2).

 

Pneuma ist das griechische Wort für diesen Geist,

bei dem die Jünger Jesu mit Pneumologen, also Lungenfachärzten, etymologisch in einem Boot sitzen.

Denn pneuma hat einen großen Bedeutungsradius:

einen Hauch kann es bezeichnen oder den Atem wie auch „Luft“ und „Geist“.

 

An diesem Punkt trennen sich auch schon wieder die Wege:

Während aktuell das Fachwissen von Pneumologen

entscheidend für die Therapie von Corona-Erkrankten ist,

bleibt das biblische pneuma menschlicher Verfügungsgewalt entzogen.

 

Wie am Schöpfungsmorgen im Buch Genesis

haucht der auferstandene Christus seinen Jüngern am Ostermorgen Leben ein.

Die erste Firmung sozusagen, Pfingsten im Kleinen.

Gotteshauch.

Gottes Atem, der uns atmen lässt.

Gottes Geist, der ins Leben ruft.

Komm, Heiliger Geist!

Joachim Metzner