Weiße(r)  Sonntag(e)

Am Sonntag nach Ostern –und ggf. den nachfolgenden– wird deutlich, was wir „Weißen Sonntag“ nennen: Junge Menschen gehen erstmals zur 1. Hl. Kommunion. Festliche Kleider und/oder Gewänder in der Farbe des Taufkleides machen es deutlich:

Der graue Alltag wird erhellt, hier geschieht Besonderes: Das Teilen von Brot und Wein, Jesu Gegenwart in Wort und Sakrament in der Gemeinschaft der Glaubenden.

Sie sind zusammen, um alles, was sie an Lebenswelten und –erfahrungen mitbringen, aus der Sicht des Glaubens mit den Augen Jesu zu betrachten.

Ich kann auch sagen: In dieser Feier stellen Christinnen und Christen, Junge und Alte, ihr Leben (wieder) auf Jesus Christus ein. Sie stellen es auf ihn ein, wie man bei einer Wanderung die Richtung überprüft, um gut ans Ziel zu kommen.

Die Erstkommunionkinder wurden auf diesen Tag vorbereitet. Sie haben erfahren: Jesu Leben zeigt uns die Richtung als Christen. Er schenkt sich uns in den Zeichen von Brot und Wein. Gibt uns Kraft. Damit können wir losgehen. Damit können wir die Wege des Lebens gut gehen. Am „Weißen Sonntag“ geschieht das für die Kinder zum ersten Mal ganz bewusst.

Was dieser Tag dem Einzelnen bedeutet, zeigt sich erst im Alltag. Der ‚weiße‘ Sonntag muss abfärben auf den grauen Alltag. Er will ihn erhellen und mit anderem Licht durchdringen—oder er wird selbst blass und grau.

Wer sonntags Maß nimmt an Jesus und seiner Art mit den Menschen umzu-gehen, wer diesem Beispiel folgt, der knüpft mit am Beziehungsnetz zwischen Gott und den Menschen.

Wie Jesus für uns zum Brot geworden ist, sind auch wir gerufen, Brot zu werden für andere. Das ist die Botschaft des „weißen Sonntags“ an die „grauen Alltage“. Das ist sein Geschenk, seine Gabe, seine Aufgabe.

Das ist das Abenteuer des Lebens und des Glaubens. Für uns alle.

 

Hans-Jürgen Braun, Diakon