Martin Luther (1483-1546) wird dieser Satz zugeschrieben: "Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt zugrunde geht, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen." Dieses Wort zeigt zwei ganz grundsätzliche Tugenden christlicher Weltgestaltung. Die erste Tugend könnte heißen: "Christen stehen für das Leben!".
Schon ganz am Anfang der Heilsgeschichte, in der Schöpfung möchte Gott, dass es auf seiner Erde vor Lebewesen wimmelt ( vgl. Gen 1,20 ) , der Mensch selbst bekommt den Auftrag fruchtbar zu sein und sich zu mehren ( Gen 1,28 ). Gott, der Schöpfer will das Leben und deshalb erfüllen Menschen immer dort den Willen Gottes, wo sie sich für die Stärkung, Vermehrung, Verbesserung von Lebensqualität einsetzen. Dies gerade dann, wenn die Gefährdung des Lebens, ja der Abgrund des Todes unmittelbar gegenwärtig ist. Die konkreten Konsequenzen sind leicht vorstellbar. Christen dürfen zum Beispiel nicht ruhen, bis nicht jedem Menschen bis zum letzten Atemzug, die seiner Menschenwürde entsprechende Pflege und Unterstützung zuteil wird.
Die zweite Tugend könnte heißen: "Christen stehen für die Hoffnung!". Alles was dem Leben dient, dient dem Reich Gottes, also Gottes Heilsplan für die Welt. In diesem Plan ist nichts vergebens und nichts umsonst. Auch wenn etwas Gutes - insbesondere ein guter Mensch - körperlich vergeht, bleibt es im Gedenken Gottes bestehen. Deshalb ist auch jeder Verstorbene weiterhin wirksam für das Reich Gottes. So können wir von keinem "guten Werk" sagen: "Bringt ja doch nichts!" Im Gegenteil: Jeder Gruß, jedes Gebet, jeder Gottesdienst, jede Veranstaltung in der Gemeinde ist ein Baustein für das ewige Reich Gottes.
Hanns - Jörg Meiller, Pfr.