Weil im Mai alles grünt und sprießt heißt er „Wonnemonat“, für Katholiken ist er aber auch der „Marienmonat“. Ich erinnere mich, dass meine Mutter im Mai in unserer Wohnung einen Marienaltar aufbaute mit einer Marienfigur, mit Kerzen und Maiglöckchen. Dann haben wir Zuhause auch Marienlieder gesungen. Am liebsten „Wunderschön prächtige“.
Als ich dem Kindheitsalter entwachsen war, habe ich mich gefragt: „Was singe ich da eigentlich?“: „der ich mich ewiglich weihe herzinniglich, Leib dir und Seele zu eigen vertrau! Gut, Glut und Leben will ich dir geben…“ Gebe ich hier nicht Maria die Rolle in einer sehr süßlichen Sprache, die in meinem Leben allein dem Dreifaltigen Gott zukommen darf. Müsste eine Weihe nicht an Jesus Christus als Herrn meines Lebens gerichtet sein? Dies hatte ich in evangelischen und evangelikalen Kreisen erlebt. Hatte Luther nicht recht mit seiner Kritik an der Marien und Heiligenverehrung? Denn einen gnädigen und barmherzigen Gott braucht man nicht durch Maria oder durch Heilige zu bekommen. Das Gleichnis vom Barmherzigen Vater zeigt, wie barmherzig Gott unser Vater ist, wenn wir nur vor ihm unsere Schuld bekennen, und über Jesus heißt es ja: „Erschienen ist die Menschenfreundlichkeit unseres Gottes.“ Wozu also Maria. Ich habe dann eine Weihe an Maria für mich abgelehnt und tue das noch heute. Auch hatte ich im Jugendalter Probleme mit der Marienverehrung generell, was heute nicht mehr der Fall ist; weil ich sehe, dass es eine große Hilfe sein kann, das Leben Jesu aus der Perspektive Marias zu betrachten (dies ist ja auch beim Rosenkranz der Fall). Auch sehe ich wie viele Menschen im Kapellenanbau von St. Laurentius eine Kerze vor der Pieta anzünden und wie ihnen das Trost und/oder Kraft in schweren und leidvollen Situationen gibt. Die Mutter, die „Ja“ zur Geburt ihres Sohnes gesagt hat und in letzter Konsequenz auch dessen Leid und Tod mitträgt, kann einen sehr beeindrucken, ergreifen und trösten. Im österlich geprägten Mai kann man sich aber auch mit Maria über die Auferstehung ihres Sohnes freuen. Welche Rolle spielt für Sie persönlich, lieber Leser, Maria? Der Mai kann Anlass sein, darüber nachzudenken. Übrigens: Im Limburger Anhang zum Gotteslob steht an entsprechender Stelle beim Lied „Wunderschön prächtige“
Nr. 880 /1: „Du Gottes Dienerin…“ Da kann ich inhaltlich mitgehen.
Pfarrer Werner Walczak