Alte Zeiten

Manchmal fällt es schwer, sich von bestimmten Momenten zu lösen. Besonders von denen, die im Nachhinein als schön erlebt wurden. Das gilt im persönlichen Bereich genauso wie im kirchlichen Leben.

 

Ich höre immer wieder von Menschen meiner Umgebung, dass sie oft Sätze gebrauchen, die mit „Als das … war“ beginnen und mit „da war das doch besser“ oder ähnlich enden. Sogenannte alte Zeiten kommen aber nicht mehr wieder und können nicht einfach angehalten oder wiederholt werden.

Im Roman „Gut gegen Nordwind“ von D. Glattauer, lese ich  diese Aussage der Hauptfigur:

 

„Wie schon der Name sagt, sind diese Zeiten alt. Neue Zeiten können nie wie alte Zeiten sein. Wenn sie es versuchen, wirken sie alt und verbraucht, so wie diejenigen, die sie herbeisehnen. Man soll nie alten Zeiten nachtrauern. Wer alten Zeiten nachtrauert, der ist alt und trauert.“

 

Wer es nicht schafft zu erkennen, dass bestimmte Zeiten für immer vergangen und beendet sind, erschwert mitunter einen gelingenden und produktiven Umgang mit den „neuen Zeiten“, ja, es kann ihn sogar unmöglich machen.

 

Anders als das oft hörbare Klagen über die heutige Zeit im Unterschied zu den ‚goldenen‘, vergangenen „alten Zeiten“, ist es in jeder Eucharistiefeier die gefeiert wird:

 

Sie besitzt eine Dynamik ins Zukünftige. Sie will erinnernde Vergegenwärtigung von Leben, Sterben und Auferstehen Jesu. Sie will vielmehr den Blick und das Handeln lenken auf die Gegenwart im Geist Jesu, der befähigt, diese schöpferisch, kreativ auf Zukunft hin zu gestalten. Damit soll schon heute etwas vom Reich Gottes hier und jetzt erfahrbar werden. Wo Christen so und daraus zu leben beginnen, sind Christentum und Kirche nicht alt – und schon gar nicht traurig.

 

Mit einer solchen Sicht und Haltung ist sie jung und voller Zukunft.

 

Hans-Jürgen Braun, Diakon